Wenn Loslassen kein Zaubertrick ist, sondern ein Prozess
Ich hab da mal ne Frage an dich: „Weißt du wie loslassen geht???“
Ich hab früher immer gedacht, dass Loslassen bedeutet, irgendwas in mir müsse plötzlich energetisch abfallen. So ein Moment wie in einem Film: ein tiefer Atemzug, Musik im Hintergrund, und zack Vergangenheit abgelegt.
Ganz so lief das bei mir nicht. Ich hab eher festgehalten wie eine Weltmeisterin.
Gedanken, die mir ein schlechtes Gefühl gemacht haben.
Gefühle, die sich immer wieder selbst eingeladen haben. Und Geschichten, die ich im Kopf weiter geschrieben hab, obwohl sie längst zu Ende waren.
Irgendwann hab ich gemerkt: Das Loslassen selbst war gar nicht das Problem. Ich wusste nur nicht, wie das überhaupt gehen soll.
Der Wendepunkt kam, als ich mich tiefer mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt habe und ich verstand, was Loslassen wirklich meint. Nicht „weg damit“. Sondern: Ich hör auf, diesen Gedanken weiter zu füttern.
Denn ein Gedanke ist wie ein kleines Wesen, je öfter du ihn auf den Arm nimmst, je mehr Emotionen du ihm gibst, desto größer wird er. Dann bekommt er eine Eigendynamik, die den Tag steuert.
Der Gedanke lebt nur davon, dass du ihn fütterst.
Und Loslassen heißt: Du stellst die Futterstation ein.
Ein Beispiel:
Früher dachte ich oft: Ich habe schon wieder etwas falsch gemacht. Warum schaffe ich das nicht besser? Und fühlte mich schuldig, wie so oft in meinem Leben. Und dieser Gedanke war hartnäckig. Ich hab ihn geprüft, geknetet, zerlegt und am Ende immer wieder gefühlt. Genau da lag der Fehler: Ich hab ihm Aufmerksamkeit geschenkt. Emotionen. Bedeutung.
Dadurch ist er immer wieder auferstanden wie ein Zombie. Nicht hübsch, aber effektiv.
Als ich verstanden habe, wie die Gedanken Formel funktioniert: Gedanke, Emotion, Entscheidung, Tun oder Lassen, Realität, wurde vieles klarer. Wenn ich den ersten Schritt unterbreche, breche ich die ganze Kette.
Loslassen wurde auf einmal etwas ganz Konkretes: Ich gebe dem Gedanken keine Bühne mehr.
Ich spreche nicht mehr innerlich mit ihm.
Ich folge ihm nicht auf seinen Drama-Wanderwegen.
Ich entscheide: Heute nicht.
Natürlich hat mein innerer Bodyguard mich gewarnt, weil die Veränderung ihm nicht geheuer ist .
Natürlich hat mein innerer Schweinehund gequietscht, weil alte Muster bequemer waren.
Aber jedes Mal, wenn ich nicht nachgegeben hab, ist etwas Spannendes passiert: Der Gedanke wurde leiser.
Nicht weg, aber leiser. Und irgendwann war er mehr ein Flüstern als ein Sturm.
Wenn du das für dich ausprobieren willst, hab ich eine kleine Übung für dich:
Schnapp dir eine Situation, die dich immer wieder einholt. Schreib den Gedanken und die Emotion dazu auf. Und dann stell dir diese eine Frage:
Was passiert, wenn ich heute einfach nicht weiter darüber nachdenke?
Lass mich gerne wissen, wie es dir dabei ergangen ist.
Herzlichst Alexandra